Themenvorschläge für astrophysikalische Abschlußarbeiten

Hier finden Sie einige Themenvorschläge für astrophysikalische Abschlußarbeiten. Oft können Themen auf unterschiedliche akademische Grade angepasst werden. Kontaktieren Sie uns und wir finden ein Thema!


Kontextsensitives chemisches Vektorembedding

Niveau: Master
Schlüsselwörter: maschinelles Lernen, neuronale Netze, Vektoreinbettung in Python, Astrochemie, interstellares Medium

Weiterführende Arbeiten: "Chemulator: Schnelle, genaue Thermochemie für dynamische Modelle durch Emulation" (Holdship et al. 2021, https://ui.adsabs.harvard.edu/abs/2021A%26A...653A..76H/abstract  )

Neuronale Netze werden zur Emulation (Vorhersage) der Lösung von chemischen Netzberechnungen im astrochemischen ISM-Kontext verwendet. Die derzeitigen Versuche nach dem Stand der Technik sind in ihrer Vorhersagegenauigkeit unzureichend.

Predicted against real values of H2 and C+ (from Fig 7 Holdship et al. 2021)

Abbildung: Vergleich zwischen 'wahren' und vorhergesagten Dichtevektoren. (Holdship et al. 2021)

In diesem Projekt soll erforscht werden, wie kontextsensitive Vektoreinbettungsansätze aus der natürlichen Sprachverarbeitung, wie Skip-Gram oder GloVe, die Approximation chemischer Lösungen durch neuronale Netze verbessern können.

Relevante Links:

Skip-gram :http://mccormickml.com/2016/04/19/word2vec-tutorial-the-skip-gram-model/
GloVe: (https://www.aclweb.org/anthology/D14-1162 ), https://nlp.stanford.edu/projects/glove/
General: https://www.davidsbatista.net/blog/2018/12/06/Word_Embeddings/


H2 Emission im Orion Bar - KOSMA-tau Modellierung von James Webb Weltraumteleskopbeobachtungen

Niveau: Bachelor/Master

Schlüsselwörter: interstellares Medium, JWST, Modellierung, Astrochemie, Infrarotastronomie, wissenschaftliche Programmierung, Python, FORTRAN (Master)

Im Rahmen des PDRs4All ERS (Early Release Science) Programms hat das James Webb Weltraumteleskop den Orion Bar beobachtet, eine Photodissoziationsregion (PDR) im Orion Nebel. Dabei wurden eine Vielzahl von H2 Emissionlinien spektroskopisch gemessen.

Im Rahmen dieser Arbeit sollen die Messungen mit numerischen Vorhersagen des KOSMA-tau PDR Modells verglichen werden, um physikalische Parameter zu bestimmen. Je nach Übereinstimmung kann es nötig sein neue Modelle zu rechnen und sogar den Modellcode zu erweitern um eine bessere Modellierung zu ermöglichen.


[CII] Emission in the low-metallicity Zwergalaxie IC 10

Niveau: Master

Stichworte: Datenreduktion, Submm-Astronomie, Datenanalyse, Kühlprozesse im interstelalren Medium

IC 10 ist eine benachbarte, metallarme Zwerg-Galaxie, mit Hinweisen auf eine starke
Periode Sternentstehungsaktivitäten in der Vergangenheit. Damit ist IC10 ein interessantes Objekt um
Sternentstehung und ihren Einfluss auf das umgebende interstellare Medium zu untersuchen. Dazu
haben wir IC10 mit Hilfe des Stratosphären-Infrarotteleskops SOFIA beobachtet und die [CII] Emission bei
158μm detektiert. Die [CII] Linie ist eine der wichtigsten Kühllinien des ISM und damit eine der primären
Diagnoseinstrumente beim Studium der lokalen physikalischen Zustände. Sie liefert uns Hinweise auf den
energetischen Zustand des Gases und über seine Zusammensetzung.
Inhalt dieser Arbeit ist die Datenreduktion der Beobachtungsdaten sowie die anschließende
Datenanalyse. Dazu müssen komplementäre Beobachtungsdaten hinzugezogen werden. Die Analyse soll
Strahlunstransport-Rechnungen verschiedener Komplexität umfassen. Ziel ist eine Inventur der
dominanten Kohlenstoffverbindungen in IC10 zu erstellen sowie deren Anregung und Emission zu
erklären.

Technische Bemerkung: Diese Arbeit erfordert einen sicheren Umgang mit Computern und die
Bereitschaft sich in astronomische Datenanalyse-Software einzuarbeiten.


Robuste Konstruktion chemischer Netzwerke

Niveau: Bachelor

Stichworte: Astrochemie, Python, wissenschaftliche Programmierung, Graph-Theorie, Algorithmen

Interstellare Molekülwolken zeigen trotz ihrer geringen Dichte und Temperatur einen großen Reichtum an chemischen Reaktionen. Bis heute wurden fast 200 verschiedene Moleküle im interstellaren Medium identifiziert – von einfachen zwei-atomigen Molekülen bis hin zu Molekülen bestehend aus 12 und mehr Atomen (wie beispielsweise Iso-Propyl-Zyanid). Eine wichtige Klasse von chemischen Reaktionen ist dabei die auf Oberflächen von Staubkörnern. Beispielsweise findet
die Bildung des mit Abstand häufigsten Moleküls H2 so gut wie ausschließlich auf Stauboberflächen statt. Auch die beobachteten Häufigkeiten von H2O, CH3OH und NH3 können mit reiner Gas-Phasen Chemie nicht erklärt werden. Stauboberflächen sind allerdings nicht nur wichtige Katalysatoren bei der Bildung von Molekülen. Bei niedrigen Temperaturen fungieren sie auch als Lagerstätten für ausgefrorene Gase. Diese werden der Gasphase entzogen und formen dicke Eispanzer um Staubkörner.

Im Idealfall berücksichtigt man alle chemischen Reaktionspartner bei der Lösung des chemischen Problems. Allerdings nimmt der numerische Aufwand der Lösung mit der Zahl der chemischen Reaktanden N zur dritten Potenz O(N3) zu. In komplexen numerischen Modellen muss daher die Größe des chemischen Netzwerkes, also der Gesamtheit aller chemischen Reaktionen und Reaktionspartner, begrenzt werden. Dabei stellt sich die Frage nach einem sinnvollen Abschneide-Kriterium. Dieses muss vor allem so gewählt sein, dass immer noch alle chemischen Spezies ausreichend Bildungs- und Vernichtungsreaktionen ausführen können. In einem weiteren Schritt kann auch überlegt werden solche Reaktionen und Reaktionspartner zu vernachlässigen, die die gesamte chemische Struktur einer Wolke nicht oder nur unwesentlich beeinflussen.

In diesem Projekt sollen Python Algorithmen entwickelt werden, um diese Probleme zu lösen. So soll zum Beispiel aus einer Ausgangsliste chemischer Spezies eine 'abgeschlossene' Liste erstellt werden, die sicher stellt, dass alle Spezies ausreichend gebildet und vernichtet werden können.  Darauf aufbauend sollen Methoden der Graphentheory benutzt werden um solche chemischen Netze zu analysieren und zu optimieren.