Kleinplaneten nach Vereinsmitgliedern benannt

Wir ehren Katharina und Moritz Oppenheim sowie Arthur von Weinberg mit einem Kleinplaneten. Die drei geehrten Vereinsmitglieder sind Opfer der NS-Diktatur.

Am 04. Dezember 2024 wurden im Physikalischen Vereins zwei Gedenktafeln enthüllt mit denen der Verein an drei seiner jüdischen Mitglieder erinnert. Als Teil der Aufarbeitung seiner Vereinsgeschichte haben Vereinsmitglieder zwei der von ihnen entdeckten Kleinplaneten nach Arthur von Weinberg und den Eheleuten Katharina und Moritz Oppenheim benannt.

Vor einhundert Jahren feierte der Physikalische Verein anlässlich seines 100-jährigen Jubiläums seine jüdischen Mitglieder wie Vorstandsmitglied Arthur von Weinberg. Nur wenige Jahre später wollte er von diesen Mitgliedern nichts mehr wissen: Wer keinen Ariernachweis vorlegen konnte, wurde von der Mitgliederliste gestrichen – Arthur von Weinberg starb 1943 im KZ Theresienstadt; Katharina und Moritz Oppenheim begingen gemeinsam schon 1933 Suizid.

Am 4. Dezember  2024 wurden bei einer Gedenkveranstaltung für beide Kleinplaneten Plaketten enthüllt, die zukünftig im Physikalischen Verein an unsere Mitglieder erinnern werden. Die Frankfurter Kultur- und Wissenschaftsdezernentin begleitete die Veranstaltung als Schirmherrin.


Stadträtin Dr. Ina Hartwig begrüßte die Teilnehmer der Veranstaltung: „Ich begrüße es sehr, dass der Physikalische Verein die eigene Geschichte im Nationalsozialismus aufarbeitet und im Zuge dessen der damals aus dem Verein gedrängten jüdischen Mitglieder gedenkt. Die Benennung von Kleinplaneten ist eine sehr besondere Form der Erinnerungskultur, die in ihrer Spezifik gut zum Physikalischen Verein passt.“

Im Anschluss stellte Historikerin Andrea C. Hansert die geehrten Personen mit sehr unterschiedlichen Lebensläufen vor: Arthur von Weinberg, geboren 1860, war ein einflussreicher Chemiker, Unternehmer und Förderer des Physikalischen Vereins sowie Senckenbergs. Er enstammte der Gründerfamilie der Cassella, die sein Onkel Leo Gans zu einem chemischen Industriebetrieb ausbaute. Von Weinberg setzte dieses Erbe fort und engagierte sich nachhaltig für wissenschaftliche Institutionen. Er initiierte die Gründung des Instituts für Physikalische Chemie und Metallurgie und war maßgeblich an der Entwicklung der Frankfurter Universität beteiligt. Trotz seiner frühen Konversion und der Annahme, als überzeugter deutscher Nationalist vor Verfolgung sicher zu sein, holte ihn die nationalsozialistische Verfolgungspolitik ein. Seine zunehmende gesellschaftliche Isolation mündete in seiner Deportation nach Theresienstadt, wo er 1943 starb.

Katharina und Moritz Nathan Oppenheim waren bedeutende Mäzene des Physikalischen Vereins und der Universität Frankfurt. Moritz Nathan Oppenheim, geboren 1848, führte das von seinem Vater gegründete Juweliergeschäft und zeigte zugleich eine tiefe Leidenschaft für die Naturwissenschaften. Seine Frau Katharina, eine ausgebildete Pianistin, brachte Musikkultur in die Familie. Gemeinsam stifteten sie großzügige Summen, unter anderem einen Refraktor für die Sternwarte und den Lehrstuhl für theoretische Physik. Ihre „Katharina und Moritz Oppenheim’sche Universitätsstiftung“ war ein bedeutender Beitrag zur wissenschaftlichen Förderung, doch die Inflation und die Machtübernahme der Nationalsozialisten entwerteten ihre Stiftungen. 1933, angesichts der immer bedrohlicher werdenden Verfolgung, entschieden sich die Oppenheims aus dem Leben zu scheiden, um der drohenden Entrechtung zu entgehen.

Beim Minor Planet Center, der international zuständigen Einrichtung für Kleinplaneten, sind folgende Widmungen hinterlegt:

(274928) von Weinberg
Arthur von Weinberg (1860-1943) was a German chemist and manager of the largest textile azo dyestuff production of its time, honorary citizen of Frankfurt, honorary member of the Physikalischer Verein, director of Senckenberg and arts patron. Because of his Jewish ancestry, he was arrested by the Nazis and died in the Theresienstadt concentration camp.

(343981) Oppenheim
Moritz Nathan Oppenheim (1848–1933) and Katharina (1862–1933), maiden name von Kuffner, were a German-Jewish couple who donated the 0.2-m refractor to the Physikalischer Verein for the Frankfurt Observatory in 1908. They donated a chair in physics for the foundation of the Frankfurt University. When the Nazis came to power, both committed suicide.